Entlang des Ganges zur Quelle – Gomukh

Diese Reise führte uns langsam tiefer in den Himalaya hinein und hinauf. Wir landeten nach 8 Flugstunden in Dehradun unweit von Rishikesh.

Rishikesh liegt direkt am Ganges – das Garwhal-Himalaya beginnt hier – , der Ganges verlässt dieses und fliesst in der Ebene weiter.

Dieses mal gab es bis kurz vor unserer Anreise und auch währenddessen immer wieder starke Gewitter und Regenfälle, was für Ende September ,Anfang Oktober eher untypisch ist.

Zufällig fiel unsere Reise in die Zeit, in der das Navaratri-Fest begangen wird, das Fest der göttlichen Mutter. Dabei werden 9 Tage hintereinander verschiedene Aspekte weiblicher Göttinnen ins Bewusstsein gerückt und mit traditionellen Gesängen und Ritualen verbunden zelebriert.

Eine übersetzte, sehr umsetzbare Zusammenfassung ergibt folgende Anweisungen:

Real Fasting for Navratri, real fasting for purification of soul is:

1st Day – I will leave all my *Anger*

2nd Day – I will stop *Judging* People.

3rd Day – I will leave all my *Grudges*.

4th Day – I will *forgive myself & everyone*

5th Day – I will *Accept myself & every one AS they are*

6th Day – I will *love myself & everyone unconditionally*

7th Day – I will *leave* all my feelings of *Jealousy & Guilt*

8th Day – I will *leave* all my *Fears*

9th Day – I will *offer* *Gratitude* for all the things I have and all which I will get.

10th Day – There is *abundance* in the universe for all and I will always tap the same and create what I want through unconditional love, sadhna, nishkam seva, faith, swamaans

Gemeinsam mit dem Buch von Swami Chidananda “mother gods“ ergab sich ganz von selbst ein Hintergrund für diese Reise und eine Option zu komplimentieren, zu reflektieren, zu spüren und sich diesem Zugang der Huldigung zu öffnen, um der eigenen inneren Spurensuche Nahrung zu geben.

Direkt am Ganges befand sich unser Quartier und der kräftige Strom zog an uns vorbei .

Um unsere Kondition zu kräftigen und den physischen Körper von innen zu stärken nahmen wir Iyengar-Yogastunden.

Nach ein paar Tagen zum ankommen und akklimatisieren ging die Reise weiter via Taxi , am Tehri Staudamm vorbei nach Ganeshpur in den Sivananda Ashram am Ganges unweit von Uttarkashi gelegen. Natürliches Wasser Rauschen, frische Spätsommer Temperaturen, statt lärmender Menschen , Rikschas und heißer Luft.

Wir fühlten uns wohl und liebevoll eingebettet in die Ashram Family von Swami Premananda. Auch hier gingen die Navaratri Feierlichkeiten weiter – anders – eingebettet in lokale traditionelle Gesänge.

Inzwischen waren wir auf 1800 Meter Höhe gelandet.

Etwas besorgt beobachten wir das Wetter in Richtung Quelle – Kälte, Regen und Schneefälle. Tagsüber nahmen wir ab den Lectures von Swamiji teil – Vedanta-Philosophie anhand der Yoga Vashisht. Mit vielen Praxis Beispielen durchwoben begannen wir nach – zu-denken, und zu reflektieren – wer bin ich?

Fast fiel uns der Abschied schwer, doch die Berge lockten uns weiter zu reisen – so erreichten wir an einem späten Nachmittag Gangotri. Ein wahrhaftiger Pilgerort. Nachdem unsere Buchung wohl übersehen wurde ( was in Indien nicht so selten vorkommt) , bemühte man sich sehr eine annehmbare Lösung zu finden. Hier waren die Abende und Nächte schon sehr kalt – ganz automatisch griff man zu Schal, Haube, dicker Jacke und Handschuhen. Ein ganzer Tag Anpassen auf nun mehr 3000m war gut und wichtig.

Das Wetter zeigte sich kühl aber freundlich und sonnig. Nach Gangotri werden alle gebracht, alt und jung, gesund oder krank . Rollstühle gehören dort zur Regel, die Wege sind schlecht, ein Wunder das nicht mehr passiert.

Wir hatten das Glück die unlängst im September eröffnete Art-Gallerie von Swami Sundaranand zu besuchen – es war unglaublich beeindruckend – diesen Fotos aus 60 Jahren gegenüber zu stehen, eine Fülle eine Aussage – eine Anregung und Inspiration, die dazu führt, den Spuren folgen zu wollen. Die Präsentation ist gelungen und jeder der Gangotri besucht, sollte sich die Zeit dafür nehmen (täglich geöffnet bis Diwali 18.30). Der Swami selbst verbringt jetzt seine Sommer-Lebenszeit dort (Mai bis Oktober) ist inzwischen knapp 95 Jahre alt und es ist eine besondere Sache ihn physisch erleben zu dürfen – und das nicht nur, weil er seit Jahren ohne Bauchspeicheldrüse lebt.

Am Tempel und am Ufer häufen sich die Menschen zu Ganga-Puja, reinigendem Bad und Arati (Lichtzeremonie).

Wir erfahren von einigen organisatorischen Änderungen im Nationalpark, eine davon betraf uns direkt – wir benötigen einen Guide und einen Träger für einen Teil unseres Gepäckes hinauf nach Boshwasa (übersetzt Birkenwald). Da gerade absolute Hochsaison war, gestaltete sich das als etwas herausfordernd, dank der Freunde aus Ganeshpur fanden wir eine gute Lösung für uns. So starteten wir am kommenden Morgen früh gen Nationalpark Nanda-Devi. Langsam schweigend Schritt für Schritt wanderten wir den stetig ansteigenden Weg langsam ins Tal hinein Richtung Boshwasa. Nach Kilometer 9 gab es eine Stärkung und Pause zum akklimatisieren. Zu der Zeit waren wir auch schon 3,5 h unterwegs.

Die letzten 6 km waren beschwerlicher, erforderten Aufmerksamkeit und Konzentration. Glücklich und teilweise sehr erschöpft erreichten wir Boshwasa. Birken gibt es dort allerdings keine mehr, die Aufforstung hat weiter unten begonnen und man hat dort immerhin 1200 Bäume gesetzt. Boshwasa selbst ist ein weiter Talkessel, der heute als Basis Camp genutzt wird, mit Guesthouse, Ashram und ganz vielen kleinen Zelten geführter Reiseunternehmen.

Wir kamen unter im Government Guesthouse, schliefen draußen in größeren Zelten, auf Feldbetten, nein wir haben nicht gefroren in der Nacht – das Bettzeug war warm und gleichzeitig erdrückend schwer. Das frisch gekochte essen einfach und köstlich – Dankbarkeit .

Am nächsten Morgen trennte sich unsere kleine Gruppe, für einen hieß es aus gesundheitlichen Gründen mit dem Pferd wieder zurück ins Tal und für den Rest ging es weiter gen Gomukh und auf Grund der vorhandenen Option und des strahlend blauen Himmels weiter gen Tapovan.

Der schwierigste Teil war, in meinen Augen, den Ganges queren zu müssen mit einer Art Seilbahn, an der ein Käfig hing, in dem maximal 4 Leute sitzen konnten und der dann manuell hin und her gezogen wurde – ein Kraft-Akt.

Von dort ging es bis zum Gletscher und Gomukh-Tor leicht stetig bergauf, dann teilten sich die Wege und ab dem Moment erwies sich der Guide als unabdingbar. Schritt für Schritt, Atemzug um Atemzug ging es weitere 500 Höhenmeter hinauf. Die Luft würde dünner der Anstieg steiler, es ist die pure Willenskraft die einen da hinauf gehen lässt – erreicht man das Plateau – ist der Rest Gnade pur – zum niederknien – umwerfend.

Stille – das Dach auf dem Weg zum Shivaling … – 2h tauchten wir ein – Schauen, Ruhen, Sitzen, Tee trinken, Meditieren – Präsenz im Absoluten – dann ging es zurück.

Steil hinab – und wesentlich einfacher, dennoch nach letztlich doch noch geglückter Flussquerung erreichten wir hochbeglückt und körperlich sehr erschöpft das Lager in Boshwasa. Gut ausgeruht ging es am nächsten Morgen zurück gen Gangotri und dort weiter wieder im kompletten Team bis Ganeshpur.

Eintauchen in Vertrautes, mit angenehmen Temperaturen galt nur noch eines: rest and relax …

Den Abschluss bildete dann ein Ganzkörper-Bad in Mother Ganga – beschenkt und beglückt, verabschiedeten wir uns von Swamiji und reisten 2 Tage später an unseren Ausgangspunkt Rishikesh zurück. Dort waren wir ziemlich erschlagen von Verkehr, Staub, Menschen, Lärm, Hitze. Gott sei Dank gibt es ein paar Oasen des Rückzuges – und neben zwei weiteren guten Yogastunden mit Ekta Ghale zum Stretching bot uns der Sivananda Ashram einen Platz zum Verankern, Ausruhen, Ankommen und Innenschau .

Eine Reise in einer vielfältigen Abwechslung und einer Herausforderung sich spontan und schnell ohne Attachments flexibel an die Umstände zu adaptieren.

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