Der Weg zum Ziel mit Taxi von Rishikesh nach Uttarkashi über Chamba, einer mehr oder weniger schmutzigen Stadt auf einem Hügel gelegen, weiter entlang eines Stausees, der die Landschaft hier sehr verändert hat im Vergleich zu dem, wie es noch 15 Jahre davor war. Dafür bieten sich jetzt nach Teri wunderbare Ausblicke und natürlich spriesst überall Gastronomie aus dem Boden. Wir hatten einen wunderbaren Stop mit simplen Dhal und Reis dazu Tee und Wasser – hervorragend.


Am frühen Nachmittag erreichten wir den Ashram in Ganeshpur, nachdem wir ca. 10 kg frische saisonale Früchte am Markt in Uttarkashi eingekauft hatten. Wider erwarten war es weit weniger ruhig hier im Ashram, eine Gruppe indischer Spiritueller erfüllten denselben. Und wie es das Schicksal so wollte, erfassten sie sehr schnell – bereits am nächsten Morgen -, dass ich wohl eine Hatha-Yoga-Lehrerin sei und ersuchten mich ihnen Unterricht zu geben. Das was etwas abenteuerlich und völlig chaotisch begann, erreichte nach 10 Tagen tatsächlich ein Format, was man sehr wohl als Yogastunde bezeichnen kann. Meine Absicht hier intensiver in meine Praxis einzutauchen löste sich auf, und ich konnte gut akzeptieren, dass meine Praxis im unterrichten stattfand. Heute – nach der letzten Stunde – bin ich sehr dankbar für das Vertrauen und die Erfahrung – als Ausländerin- Inder im Hatha-Yoga zu lehren.





Und immer wieder dazwischen kleine Wanderungen, Spaziergänge ganz nah, mit bezaubernden Ausblicken, duftenden Blumen, entlang von Wasserleitungen, Feldern durch entlegene ans Mittelalter erinnernde Dörfern. Das Holi-Fest limitierte Swami Premananda diese Jahr auf wenige Farben, dafür gab es eine zusätzliche Philosophie-Klasse.







Mother Ganga, Stunden brachte ich zu, einfach – nur Sein – einfach nur Sitzen. Stille und Kontemplieren über die Vedanta-„Kost“ aus den täglichen Yoga -Vashishta-Klassen.

Ausflug nach Gangotri (3042 m), der mehr oder weniger spontan war, insofern da das Wetter nahezu keine Option bot, außer der einen (3 Tage Sonne davor und danach immer Schneefall). In der Hoffnung auf eine einigermassen freie Straße wählten wir Tag 2. Eine gute Entscheidung, auch wenn die Fahrt abenteuerlich genug war. Auf dem Hinweg stop in Gangnani – heiße Quellen. Dort trafen wir – Anastasia aus Moskau und ich aus Wien – ein Japanisches Pärchen, welches dort ein paar Tage verbringt. Unvorstellbar für mich – es war bereits ordentlich kalt und Gangani liegt mehr im Schatten als in der Sonne. Zum Frühstück Aloe-Parantha und ein Kichererbsen-Curry dazu ein Chai – das musste reichen für den Weg hinauf und zurück. In der Hoffnung, dass die Gangotri-Road offen ist, fuhren wir mit Vishnu unserem Fahrer weiter. Langsam und sicher über ungeräumte winterliche Strassen, ein paar Arbeiter schaufelten frische Erde auf extra rutschige Stellen. Alles einspurig und hin und wieder galt es doch einem entgegenkommenden Fahrzeug auszuweichen, was ohne Schnee schon kompliziert genug ist. Die Inder sind extrem geschickt darin und immer wieder raus aus dem Schnee zurück zur Straße. Der Weg entfaltete sich atemberaubend, noch nie hatte ich hier soviel Schnee gesehen. Wie mussten auch direkt durch zwei bereits abgegangene hohe Lawinen hindurch fahren – leicht unheimlich, zumal die Temperaturen tagsüber doch bei 0 Grad lagen.




Und dann Tandava barfuss im Schnee zum Rauschen des Flußes. Das war so besonders gut. Dank des spürbar geringeren Sauerstoff in der Höhe verlangsamt es sich noch natürlicher von ganz allein. Die Stille gegenüber dem Trubel in der Saison waren beeindruckend. 6000-er Berge rundherum und nur ein paar vereinzelte Sadhus, ein Priester, die dem eiskalten Winter in Gangotri trotzen, dort leben und täglich eine Puja am Tempel abhalten und eine Zeremonie für Mutter Ganga, es gilt nichts zu unterbrechen. Diese Rituale sind tief verankert, werden vom Herzen her gegeben und der „Mehrwert“ ist spürbar. Auch wenn es keinen Strom dort gibt (Wasser/Strom werden abgeschaltet von Divali im Herbst bis zum 1. Mai jeden Jahres).

Der Ashram bereitet den Clinical-Eye-Day vor. Dabei kommen bis zu 200 Patienten an einem Tag aus allen umliegenden Dörfern der Gegend. Für diese werden Teppiche auf dem Rasen ausgebreitet, um das Warten bis zur Behandlung zu verkürzen, Tee wird serviert, und für alle gibt es gutes einfaches frisch gekochtes Essen. Nicht alle Augen OP`s können an einem Tag durchgeführt werden, so werden auch notwendige Übernachtungen bzw. Nachbetreuung organisiert. Eine Augen-OP kostet hier 20 Rupien (25 cent) währenddessen z.b. in Rishikesh im Krankenhaus (die 190 km entfernte nächste Option) regulär 10-15000 Rupien zu zahlen sind (Verpflegung muss dabei selbst organisiert werden) Eine unermesslich große Unterstützung für diese Region, das kann ich gar nicht genug betonen. Dabei läuft alles gut organisiert, Schritt für Schritt ruhig ab, jeder wird versorgt mit dem was er braucht und Swami Premananda selbst erkundigt sich und nach der Zufriedenheit der Betroffenen und behält – wie immer – den Überblick.

Danke an Swami Premananda, alle Ashramis, Anastasia, Joanna, Surya!
Literatur-Tipps aus dieser Zeit:
Geeta Iyengar: “Mobility in Stability”
Naomi Wolf: “Vagina – Geschichte der Weiblichkeit”
Mooji: “White Fire”